Ein Turm sucht seinen Meister
(Teil I)
Mittlerweile waren ein paar Tage
vergangen, seit dem die Neuankömmlinge in die Zwergenfestung aufgenommen worden
waren. Den Mitgliedern der 3. Expedition waren vorübergehen Unterkünfte
zugewiesen worden und man tauschte mit den Überlebenden der 2. Expedition
Berichte und Erfahrungen aus.
Daher beschlossen sie, dass die Lerida zu Rate ziehen wollten, eventuell konnte Sie mit diesen Neuigkeiten etwas anfangen oder vielleicht sogar das Gift, welches Tamar den Paladin getötet hatte, bestimmen.
Kalidor, Gunrasa und Salomon
machten sich auf den Weg um Lerida zu holen, während Jerome bei der Leiche
warten wollte. Jerome suchte sich ein dunkles Plätzchen und versteckte sich
dort.
Zuerst rührte sich nichts. Das
einzige was Jerome hörte war sein Atem und das Knistern der wenigen Öllampen. Nach
einiger Zeit, Jerome wollte gerade sein Versteck verlassen, hörte er beim
Eingang Schritte. Eine in einen schwarzen Umhang gehüllte Gestalt erschien und
kletterte die Leiter hinunter in die Aufbewahrungskammer. Jerome zog sich noch etwas weiter in die Schatten zurück und beobachtete die Gestalt, welche sich der Leiche genähert hatte und nun begann diese zu durchsuchen. Aber offensichtlich fand sie nicht wonach sie suchte, obwohl sie den ganzen Körper des toten Paladins absuchte. Jerome konnte nicht feststellen um wen es sich handelte, da das Gesicht der Person die ganze Zeit über im Schatten der Kapuze des Umhangs blieb.
Die Gestalt drehte Jerome den
Rücken zu und sah so seinen Angriff nicht kommen. Er rammte sein Kurzschwert in
den Unterschenkel der verhüllten Gestalt und trennte diesen fast ab. Überrascht
und erschrocken sprang die Gestalt gewandt über den aufgebahrten Leichnam und
landete auf der anderen Seite gekonnt auf dem noch gesunden Bein.
Mit einem Satz war auch er über
den aufgebahrten toten Paladin gesprungen und hieb mit seinen Waffen nach dem
vermummten Magier, der in der Zwischenzeit Trugbilder von sich herbeigezaubert
hatte. Die Gestalt streckte eine Hand aus, deutete auf Jerome und vier glitzernde Kugeln schossen auf ihn zu. Den ersten Dreien konnte er ausweichen, doch die vierte Kugel erwischte ihn. Dafür vernichtete er mit seinem nächsten Angriff zwei Trugbilder.
Er hörte die Gestalt etwas murmeln und ein gleisender Blitz schoss auf ihn zu. Nur mit Mühe konnte er sich so drehen, dass der Blitz ihn nur etwas versengte und nicht voll traf und sein nächster Angriff zerstörte das letzte Trugbild und streckte die Gestalt aus mehreren Wunden blutend nieder.
Er fesselte, knebelte und verband der Gestalt die Augen, dann machte er sich an die Durchsuchung dieser. Er zog ihr ihren schwarzen Umhang aus, nahm ihr ein Amulett mit einem Blitz darauf, einen geschwungenen Dolch und einen Schriftrollenbehälter ab. Er entdeckte auch eine Tätowierung in Form eines Drachens auf ihrem Rücken.
Nachdem er fertig war, kamen seine Kameraden gemeinsam mit Lerida zurück. Die Klerikerin war etwas verwirrt, als sie die gefesselte Magierin sah, aber nachdem ihr Jerome berichtet hatte, was vorgefallen war, stabilisierte sie die Frau, sodass sich ihre Wunden schlossen. Dann sah sie sich Tamar an und bestätigte Jeromes Verdacht, dass der Paladin vergiftet worden war. Die schwarze Unterseite der Zunge deutete auf ein Gift hin, welches aus einer Pflanze mit dem Namen schwarzer Lotus gewonnen wurde.
„Bringt sie zu Herfort“, forderte
Lerida die Gruppe auf, „Er wird sie verhören wollen!“
Die Kameraden schnappten sich die
gefesselte Magierin und führten sie ohne Umweg zu Herfort, welcher sich mit ihr
und einem weiterem Paladin in eine abgelegene Kammer zurückzog. Die Gefährten begaben sich nun zum Quartier Tamars um sich dieses einmal genauer anzusehen. Der Wachposten davor ließ sie, nachdem sie ihm den Passierschein gezeigt hatten, in die Kammer hinein.
Diese war eher klein und sehr schlicht eingerichtet, wie man es von einem Paladin erwarten konnte. Ein Bett, davor eine kleine Truhe, ein schmaler Schrank und ein Tisch mit einem Stuhl, mehr befand sich nicht in der Kammer.
Auf dem Tisch entdeckte Salomon eine geöffnete Flasche Wein. Seiner Vermutung nach musste der Wein in der Flasche vergiftet sein. Jerome sah sich sehr genau in der Kammer um. Die Magierin hatte etwas Bestimmtes gesucht und nicht gefunden. Eventuell befand sich der gesuchte Gegenstand ja hier in dem Quartier des Paladins. Aber die Durchsuchung des Bettes und der Truhe ergab nichts. Erst als er die Rückwand des Schranks abklopfte hörte er ganz leise etwas hinter dem Schrank zu Boden fallen.
Er bat Gunrasa den Schrank zu Seite zu schieben und darunter kam ein Briefumschlag zum Vorschein, welcher an der Rückseite des Schrankes befestigt gewesen sein durfte.
Vorsichtig wurde der Umschlag geöffnet und das darin befindliche, leicht vergilbte Blatt Papier hervorgeholt. Auf der einen Seite befand sich ein Karte, welche die drei Zacken und den See, den sie bereits kannten, zeigte und auf der zweiten Seite stand in drakonischer Sprache: „Drache …“ „…Untote …““ „… Turm braucht Meister …“ „…Lamasu …“ der Rest war nicht mehr zu lesen.
Die Gruppe nahm die Flasche mit
dem vergifteten Wein und das Pergament und marschierte damit zu Herfort,
welcher das Verhör mit der gefangenen Magierin abgebrochen hatte, da diese
ziemlich widerstandsfähig war.
„Lasst mal Gunrasa ran“, schlug
Jerome der Gnom vor, „die wird das schon machen.“ Gunrasa war etwas überrascht,
konnte aber nun nicht mehr aus und so gingen sie in das kleine Zimmer, in
welchem die Magierin an einen Stuhl gefesselt war. Offensichtlich reichte schon Gunrasas auftreten und ihre ersten paar Worte um die Gefangene einzuschüchtern. Ihr Kopf bewegte sich gehetzt hin und her, da sie nichts sehen konnte, weil ihre Augen noch immer verbunden waren, und sie begann am ganzen Körper zu zittern. Gunrasa trat dicht an die Magierin heran, flüsterte ihr etwas ins Ohr und nahm ihr den Knebel ab.
Darauf schien die Gefangene gewartet zu haben, denn sobald der Knebel von ihrem Mund verschwunden war, sprach sie laut die Worte „Dracyion“ aus. Gunrasa bemerkte, dass die Magierin immer heißer wurde und der Schweiß auf ihrer Haut verdampfte. Jerome dem letzteres ebenfalls auffiel schrie: „Runter, in Deckung“ und sprang hinter einen Tisch.
Die anderen warfen sich ebenfalls zu Boden, gerade noch rechtzeitig, da es die Gefangenen in tausend Stücke zerriss. Das Fleisch und die Knochensplitter verteilten sich im ganzen Raum, aber dank Jeromes Warnung kam keiner zu Schaden.
Fluchend verließen alle den Raum,
nachdem sie sich einigermaßen gesäubert hatten, und berieten sich in Herfort’s
Kammer über die weitere Vorgehensweise. Lerida kam nun auch dazu und bestätige
nun endgültig Jeromes Verdacht, dass der Paladin Tamer vergiftet worden war.
Das Studium der Karte zeigte
ihnen, dass auf dem zweiten Zacken ein Turm stand, besser gesagt stehen sollte,
von dem keiner aber wusste. Nicht einmal die Zwerge hatten diesen Turm bisher
erwähnte, aber die kümmerten sich so gut wie gar nicht um die Belange die über
der Erde passierten. Daher beauftrage Herfort die Gruppe einmal zu Überprüfen,
was es mit diesem Turm auf sich hatte. Es wurde beschlossen, dass am nächsten Morgen die Gruppe aufbrechen sollte. Ein Trupp der Zwerge würde sie durch den Berg, den 1. Zacken, führen und am anderen Ende auf ihre Rückkehr vom Turm warten.
Im gemeinsamen Lager sahen sie
sich erst einmal die von Jerome erbeuteten Gegenstände genauer an. Salomon
konnte feststellen, dass der Dolch, der Umhang, der Schriftrollenbehälter und
das Amulett magisch waren.
Aus lauter Gier, oder auch aus
Unwissenheit heraus, öffnete Salomon den Schriftrollenbehälter. Jerome sah
dies, hechte hinter eine Bettstatt, während im gleichen Augenblick ein
Feuerball explodierte. „Verflucht noch mal“, schimpfe Jerome, „bei einem magischen Schriftrollenbehälter überprüft man zuerst ob er mit einer Falle versehen ist, bevor man ihn öffnet!!!“
Durch die Explosion wurden die Paladine aufgescheucht, welche Lerida holten. Diese kam kurz darauf in die Kammer und als sie das angesengte Zimmer sah, schüttelte sie nur den Kopf. Nachdem sie Jerome und Salomon geheilt hatte, riet sie dem Magier beim nächsten Mal etwas vorsichtiger zu sein. Salomon nahm den Ratschlag danken an, begann aber, als Lerida die Kammer wieder verlassen hatte, sofort mit der Identifizierung der restlichen magischen Gegenstände.
Dabei fand er heraus, dass es sich bei dem Amulett um ein Blitz-Amulett handelte, welches fünf Ladungen an Blitzen (4W6-Schaden) aufnehmen konnte, wiederaufladbar war und das Auslösungswort „Blitz, Blitz, komm heraus“ war.
Am nächsten Morgen brachen sie
gemeinsam mit dem Zwergentrupp früh auf. Sie marschierten auf verschlungenen
Pfaden quer durch den Berg auf die andere Seite. Dort verließen sie den Berg
durch ein unauffälliges Portal. Die Zwerge führten sie durch dicht gewachsenes
Unterholz und zeigten ihnen eine Ansammlung von Steinen. Auf einem dieser
Steine waren zwergische Runen eingemeißelt, die, wenn sie in der richtigen
Reihenfolge angetippt wurden, den Zwergen im Berg mitteilen würden, dass hier
jemand zum Abholen sei.
Es war gegen Mittag, als sie die
Talsohle erreichten und sich an den mühevollen Aufstieg auf den zweiten Zacken
machten. Den Turm konnten sie von hier aus noch nicht sehen. Sie marschierten
durch Latschen, die dem Menschen und dem Elfen bis zur Hüfte reichten, dem
Zwerg und dem Gnom aber bis über den Kopf reichten.Der Kalidor und Jerome hatten ein merkwürdiges Gefühl, so als ob jemand sie beobachten würde.
Jerome versteckte sich in den Latschen, während die anderen weitermarschierten. Zuerst bemerkte Jerome nichts, doch nach einer kurzen Zeit huschte ein Schatten an seinem Versteck vorbei. Jerome zog sich die Kapuze seines rosafarbenen Umhangs über das Gesicht, in der Hoffnung, dass der Verfolger ihn als einen der Ihnen erkennen würde.
Doch als er aus seinem Versteck trat, sah er nur einen Schatten auf dem schmalen Pfad. Ein dunkler, wallender Nebel schwebte vor ihm auf dem Pfad. Jerome schluckte und trat zurück in sein Versteck. Doch es war bereits zu spät, der Schatten raste auf ihn zu und zwei fangarmähnliche Nebelschwaden griffen nach ihm und versuchten ihn in den Nebel hineinzuziehen. So sehr er sich aber auch anstrengte, der Nebel schien stärker zu sein als er.
Als seine Kameraden bei Jerome
ankamen, war dessen Kopf bereits im schwarzen Nebel verschwunden. Salomon
wusste nicht so recht was er tun sollte und stand nur herum. Gunrasa hieb mit
brutaler Gewalt ihre Axt durch den Nebel, dabei verspürte sie aber nur einen
leichten Widerstand. Auch Kalidors Schwerthieb schien dem nebelhaften Wesen
nichts anhaben zu können.
Während Jerome immer tiefer in den
Nebel gezogen wurde, hieb Gunrasa ein weiteres Mal mit ihrer Axt nach dem
Wesen. Diesmal spürte sie etwas mehr Widerstand, aber es löste sich noch immer
nicht auf. Erst als ihre Axt ein drittes Mal mit mörderischer Wucht und Wut
durch das nebulöse Wesen glitt, löste es sich auf und verschwand vollständig. Jerome kam wieder zum Vorschein und musste nach Luft schnappen, da ihm der Nebel schön langsam den Atem geraubt hatte.
Nachdem sich Jerome etwas erholt hatte, machten sich die Gefährten auf den weiteren Aufstieg